Kuschelhormon Oxytocin: Warum Nähe treu macht
Oxytocin wird oft als „Kuschelhormon“ bezeichnet – weil es bei Nähe, Berührung und intensiven Bindungsmomenten ausgeschüttet wird. Doch dieses Hormon wirkt tiefer als gedacht. Eine deutsche Studie zeigt nun, dass Oxytocin vor allem bei Männern das Bindungserleben gegenüber der eigenen Partnerin stärkt – und sogar die Wahrnehmung verändert.
Was die Forschung zeigt
Ein Forscherteam der Universität Bonn hat 40 Männern in festen Beziehungen Oxytocin über ein Nasenspray verabreicht und anschließend deren Reaktionen beim Betrachten von Frauenfotos gemessen. Das Ergebnis: Beim Anblick der eigenen Partnerin wurde das Belohnungssystem im Gehirn deutlich stärker aktiviert als bei Bildern fremder Frauen.
Der Effekt: Die Partnerin erschien attraktiver – und das Gefühl emotionaler Verbundenheit wurde verstärkt. So könnte Oxytocin eine biologische Grundlage für Treue und Partnerschaftlichkeit bilden.
Oxytocin: Hormon mit Wirkung auf Nähe, Vertrauen und Bindung
Oxytocin wird vor allem bei körperlicher Nähe, beim Kuscheln, beim Orgasmus oder während der Geburt ausgeschüttet. Es fördert Empathie, Vertrauen und Fürsorge – Eigenschaften, die enge Bindungen begünstigen. In Beziehungen wirkt es wie ein „biochemisches Band“ zwischen zwei Menschen.
Was bedeutet das für uns?
Die Studie belegt nicht, dass Oxytocin allein über Treue entscheidet – aber sie zeigt: Biologie und Hormone spielen eine größere Rolle für Beziehungsdynamiken, als vielen bewusst ist. Auch die Art, wie wir Nähe gestalten, beeinflusst unser Bindungserleben maßgeblich.
Ein Blick in die Praxis
In der psychologischen Begleitung erleben viele Menschen, wie körperliche Nähe, Vertrauen und emotionale Sicherheit miteinander verknüpft sind. Wer Schwierigkeiten mit Bindung, Nähe oder Vertrauen erlebt, kann diesen Themen gezielt auf den Grund gehen – unabhängig von biologischen Faktoren.
Hinweis: Dieser Beitrag informiert über wissenschaftliche Erkenntnisse und ersetzt keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung.
Quelle: Universität Bonn, Studie veröffentlicht in „PNAS“, 25.11.2013, DOI: 10.1073/pnas.1314190110
Bleiben Sie neugierig – und in Verbindung mit sich und anderen.
Ihr Christian Niederreiter