Viele Menschen kennen Phasen, in denen der Kopf nicht mehr zur Ruhe kommt. Die Gedanken laufen weiter, auch wenn der Tag vorbei ist. Der Körper wirkt angespannt, der Schlaf wird oberflächlicher, und selbst kleine Eindrücke können plötzlich zu viel sein. Innere Unruhe und Übererregung sind heute weit verbreitete Reaktionen auf dauerhafte Belastung – und sie entstehen nicht, weil jemand „zu sensibel“ oder „nicht belastbar genug“ wäre, sondern weil das Nervensystem an seine Grenzen kommt. Mehr Informationen finden Sie auch in der psychologischen Beratung in München.

Was im Nervensystem passiert

Das autonome Nervensystem steuert ununterbrochen zwischen Aktivierung und Ruhe. Normalerweise wechseln Sympathikus („Anspannung, Aufmerksamkeit“) und Parasympathikus („Erholung, Regeneration“) im Laufe des Tages miteinander. Wird dieser Rhythmus jedoch gestört – durch Stress, hohe innere Anforderungen oder fehlende Erholungsphasen – bleibt das System zu lange in Bereitschaft.

Übererregung bedeutet: Der Körper bleibt in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit, auch wenn keine akute Belastung vorliegt. Das ist keine Willensfrage und keine Schwäche, sondern eine natürliche Reaktion auf dauerhafte Reize.

Typische Anzeichen von innerer Unruhe

Innere Unruhe zeigt sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Viele Betroffene beschreiben ein Gefühl, „ständig unter Strom“ zu stehen. Häufig treten folgende Signale auf:

Körperliche Anzeichen

  • flacher, schneller Atem
  • Spannung im Kiefer, Nacken oder Brustbereich
  • Herzklopfen oder ein beschleunigter Puls
  • kalte Hände, Druckgefühle oder innere Vibration

Emotionale Anzeichen

  • erhöhte Reizbarkeit
  • das Gefühl, schnell überfordert zu sein
  • diffuse Nervosität oder Erwartungsspannung

Mentale Anzeichen

  • Grübeln und Gedankenschleifen
  • Schwierigkeiten, den Fokus zu halten
  • Rastlosigkeit, selbst wenn keine Aufgaben anstehen

Diese Signale sind Hinweise darauf, dass das Nervensystem Unterstützung braucht. Diese Signale sind Hinweise darauf, dass das Nervensystem Unterstützung braucht. Im Rahmen der Gesprächspsychotherapie nach Rogers können solche Muster behutsam verstanden und eingeordnet werden.

Warum der Körper nicht herunterfährt

Übererregung entsteht selten durch einen einzelnen Auslöser. Häufig wirken mehrere Faktoren zusammen:

  • dauerhafte Belastung ohne ausreichende Erholung
  • ständige Erreichbarkeit, digitale Reize, hoher Input
  • Schlafdefizit oder unruhiger Schlaf
  • innere Antreiber, Perfektionismus oder hoher Anspruch
  • anhaltende Konflikte oder emotionale Belastungen

Wenn der Körper über längere Zeit im Aktivierungsmodus bleibt, fällt das Umschalten in die Ruhe schwer – selbst in ruhigen Momenten. Unterstützung kann hier auch ein Coaching zur Stressregulation bieten.

Was kurzfristig entlastet

Innere Unruhe lässt sich nicht „wegdenken“, aber es gibt einfache Schritte, die das Nervensystem spürbar beruhigen können.

Verlängerte Ausatmung

Der Parasympathikus reagiert besonders auf die Ausatmung. Eine einfache Technik:

4 Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen – 2 bis 3 Minuten lang.

Der Körper bekommt ein klares Signal: Es ist sicher, die Anspannung etwas zu senken.

Reizreduktion am Abend

  • gedimmtes Licht
  • Bildschirmzeit reduzieren
  • kurze, bewusste Pausen ohne Input

Das reduziert die Belastung für das überaktive Nervensystem.

Bodyscan statt Grübeln

Die Aufmerksamkeit kurz in den Körper bringen – Füße, Beine, Bauch – hilft, aus dem gedanklichen Strudel auszusteigen und dem Nervensystem Orientierung zu geben.

Kleine Pausen am Tag

Mehrere kurze Unterbrechungen wirken stärker als eine lange Pause. Bereits 3×1 Minute am Tag können die Regulation unterstützen.

Diese Schritte ersetzen keine professionelle Unterstützung. Einen Überblick über meine Angebote finden Sie auf der Startseite.

Wann es sinnvoll ist, Unterstützung zu suchen

Wenn innere Unruhe länger anhält, den Alltag beeinträchtigt oder zu Erschöpfung führt, kann ein Gespräch sinnvoll sein. Das gilt besonders, wenn:

  • der Schlaf dauerhaft schlecht ist
  • die Gedanken sich nicht beruhigen lassen
  • körperliche Symptome belastend werden
  • Konflikte oder innere Themen dahinterstehen
  • das Gefühl entsteht, „immer auf Alarm“ zu sein

Wenn Sie einen ersten Schritt gehen möchten, können Sie gerne Kontakt aufnehmen.

Ein kleiner Schlussgedanke

Innere Unruhe ist kein persönliches Versagen. Sie ist ein Signal eines überlasteten Nervensystems, das versucht, Schritt zu halten. Mit Aufmerksamkeit, Entlastung und der richtigen Unterstützung kann wieder mehr Ruhe entstehen – im Körper wie im Kopf.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Diagnostik. Bei anhaltenden körperlichen Beschwerden sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.